Haarig.

Veröffentlicht von Fraro am 21.05.2013
Haarig. »

Ich bin ein Kind der 70er und 80er Jahre. Wenn meine Matte einmal wieder auf ein für Mitteleuropäer übliches Maß zurechtgestutzt werden mußte, dann schickte man mich in den "Salon Müller". Der schnitt allen Jungs die Haare und drehte allen Damen die gleichen Locken in die Silberhochzeitsfrisur. Später, etwas selbstständiger geworden und infolge erwachenden Interesses am anderen Geschlecht probierte ich dann auch noch "Oltmanns Herrensalon" aus und "Salon Gabi für Sie und Ihn". Das Ergebnis war im Grunde aber immer ebenso ähnlich wie banal. Punk fand woanders statt und Haarkunst war sowieso nur etwas für abgehobenere Charaktere als mich (der ich im Grunde noch den gleichen Haarschnitt trage wie mit 17- nur die Farbe und die Dichte wurden seither lichter). Im übrigen hatten Herr Müller, Frau Oltmann und Gabi auch meinen Eltern (im Falle von Herrn Müller auch schon meiner Oma) ihre Kinderfrisuren verpaßt und man hatte sich arrangiert. Wir waren uns zumindest kaum eines Mangels bewußt.

In den 80ern verwandelten sich -wahrscheinlich infolge Generationswechsels- die vormals biederen Friseure in Coiffeure. In den urbaneren Gegenden der Republik auch gerne in amerikanische "Barber" oder so etwas. Aber außer der Tatsache, daß nun auch den Herren nach dem Schnitt Spray ins Haar gegeben wurde und sich dieser durch den fixierenden Sprühstoß um fast 50% verteuerte, blieb die Szene der biederen Handwerksmeister/innen gut geerdet und bar jeglichen Glamours.

Das sollte sich erst in den 90ern ändern. In den 90ern galt das Motto "reduce to the max" oder auch "back to the roots". Für die weniger anglophilen Leser: "Zurückfahren aufs Höchste" und "Zurück zu den Wurzeln". Letzteres ist ja für jemanden, der sich hauptberuflich mit dem menschlichen Haupthaar beschäftigt, ein durchaus lobenswerter Ansatz. Aus dem Coiffeur und Barber wurde der "frisör." Kleingeschrieben und mit Punkt. Der Muff wurde aus den Salons gefegt, der Fliesenboden mit Holzdielen belegt, die riesigen Spiegel abgehängt und Stahlregale aufgestellt. Dazu dann Beschallung durch den Deckenlautsprecher in Discolautstärke. So manches mal betrat ich einen solches Geschäft und fragte mich "Was glauben die Friseure eigentlich, was sie sind? Jeansläden?!"

Dann kamen die 2000er Jahre. Die Geburt des Hair-Stylisten (wichtig: Der Bindestrich!). "Corporate Identity" und "Alleinstellungsmerkmal" waren jetzt die großen Themen im Barbierhandwerk. Man versuchte, sich vom benachbarten Salon abzusetzen und seine Stammkunden zu einer Art kultischem Bekenntnis zur Haarkunst zu erziehen. Mit einem Satz: Das Marketing war in den Friseursalon eingezogen.

Und so kam es zu einer Entwicklung, die bis heute andauert: Friseure dachten sich möglichst bizarre Namen für ihre Wirkungsstätten aus. Was den Seitenmeister und die treuen Leser dieser kleinen Webpräsenz natürlich in Abscheu und Verzückung versetzen muß. Verschnarchte Wortspiele wie "HAARmonie" oder "Cutting Crew" sind es natürlich nicht, die uns vom Stuhle zu hauen auch nur ansatzweise in der Lage sind. Ausnahme: Das staunende Leserauge entdeckt folgenden charmanten kleinen Zusatz in der Zeitungsanzeige eines Friseurs:

"Do it yourself"? Man stellt sich unwillkürlich die Frage, wofür denn der Meister der flinken Schere noch entlohnt zu werden wünscht, wenn der sparsame Kunde sich den Kopfschmuck selbst einkürzt. Vielleicht bekommt der Ladeninhaber eine Art Stuhlmiete oder eine Aufpassergebühr, wenn der Hinterkopfbereich vom selbstschnippelnden Kunden allzu verwegen gestaltet wird? Bei Stundenhotels und ähnlichen Einrichtungen gesellschaftlich eher am Rande stehender Geschäftsmodelle sind ja solche Miet- und Aufpassergebühren durchaus üblich. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob auch dort "do it yourself" angeboten wird.

Und so, meine Damen und Herren, liebe Kinder, präsentiere ich denn nun erstmals auf www.fraro.net

 

Die große www.fraro.net-Galerie

der schrägen Friseurladennamen:

 

Eröffnet durch einen Salon in Leihgestern/Hessen, stilecht mit südamerikanischer Araukarie:

 

Dieses Beispiel stammt aus dem südwestlichen Berlin:

 

Diesen Laden fand Max in Bremen:

 

Gesehen von Sven in Gelenau/Erzgebirge (Sachsen):

 

Und noch ein Fundstück von Sven, diesmal aus Chemnitz (Sachsen). Besonders charmant finde ich persönlich ja, daß in diesem Multifunktions-Salon die Fußpflege eine Kopfsache ist...

 

Edelfan Sven ist viel unterwegs, dieses Fundstück sah er in Chemnitz-Grüna:

 

Dieses Prachtexemplar fand ich in Bremen-Lesum:

 

Chemnitz scheint ein El Dorado für Friseure zu sein. Vana hat dieses tolle Schild entdeckt:

 

Hier noch ein eigenes Fundstück aus Buschhausen/ Landkreis Osterholz.

Das Hübsche an diesem Wortspiel: Der Ladeninhaber heißt "Hanisch"...

  

Hier ein edler Fund von Markus aus Marbach/Neckar (Baden-Württemberg):

 

Der Preis für den mutigsten Fotoreporter geht an Manfred, der dieses Schild in Kerpen/NRW fotografiert hat... ...während ihm die Haare geschnitten werden!

 

Martina aus Delmenhorst (Niedersachsen) hat diesen Laden gefunden:

 

Axel aus Leer/Ostfriesland verdanken wir dieses Kleinod, gesehen in Jaderberg (Niedersachsen). Ob mit den guten Köpfen die Kunden oder die Friseure gemeint sind, muß an dieser Stelle Spekulation bleiben...

 

Diesen tollen Laden fand Bettina in Kerpen-Horrem (Nordrhein-Westfalen):

 

Dieses schöne Beispiel friseurlicher Kreativität fotografierte Fabian in Solothurn/Schweiz:

 

Das Foto dieses gar kriegerischen Barbierladens in Lübeck verdanken wir Dirk:

 

In Westersander in Ostfriesland (Niedersachsen) kann man mal ordentlich sein Haar herunterlassen:

 

Dieses Werk sichtete wir Doris in Osterholz-Scharmbeck (Niedersachsen):

 

Eine weitere Entdeckung von Fabian, diesmal in Amsterdam. Sie beweist, daß weder bescheuerte Friseurladennamen noch unfreiwillig witzige Anglizismen auf den deutschen Sprachraum beschränkt sind:

 

Der Clown, den Yogi eingesandt hat, schneidet in Mönchengladbach (Nordrhein-Westfalen):

 

Auch dieser herrliche Fund in Dortmund stammt von Yogi:

 

Diesen scharfen Laden entdeckte Jörg in Hamburg:

 

Axel aus Leer hat wieder zugeschlagen- diese putzige Friseurin fand er in Ostrhauderfehn (Ostfriesland):

 

Axel fand auch die neue Wirkungsstätte eines spanischen Malers der Klassischen Moderne. Viele -auch sehr gebildete Menschen- denken, dieser Künstler sei schon 1973 verstorben. Weit gefehlt: In Wahrheit schneidet er Haare in Moormerland (Ostfriesland).

 

Dieses Kleinod entdeckte Dirk in Lübeck (Schleswig-Holstein):

 

Jens hat ebenfalls in der ehrwürdigen Hansestadt Lübeck einen Laden entdeckt, dessen Dienstleistungsangebot offensichtlich deutlich über bloßes Haareschneiden hinausgeht:

 

Dieses hairzliche Geschäft entdeckte Edelfan Dirk in Neustadt/Holstein:

 

Diese eher feuchte Veranstaltung in Leer/Ostfriesland (Niedersachsen) ist ein weiteres Fundstück von Axel. Er versichert glaubhaft, daß trotz der ebenerdigen Lage dieses Etablissements zu dessen Betreten keinerlei Schutzbekleidung wie Gummistiefel benötigt wird. Vielleicht legt man hier nur Wasserwellen?

(Wobei ich ja fast der Ansicht bin, die Wendung "Haar-2-O" wäre noch bizarrer...)

 

Unser Freund Dirk war unterwegs in Bad Wildungen (Hessen). Dort fand er heraus,  wie das Leben von Prominenten aussieht. Oder kann man sich hier vom Herrn Star in Echtzeit frisieren lassen?

 

Edelfan Axel hat in Bremen den Friseur und Beautysalon gefunden, der Wunder wahr werden läßt:

 

Die gute Doris hat während eines Aufenthaltes im Emden (Niedersachsen) einen Laden gefunden, bei dem man offenbar Mitglied sein muß, um frisiert zu werden- wie sonst erklärte sich dieser Name:

 

Ebenfalls in Emden (und nicht etwa in der Bronx oder in Ha(a)rlem) fungiert dieser abgefahrene Friseur. Ich mußte zweimal hinsehen, um die Profession des Ladeninhabers zu erraten:

 

Edelfan Dirk hat in seiner Heimatstadt Lübeck das Unternehmen einer zwar sehr gefühlvollen Friseurin entdeckt, die jedoch eine verhängnisvolle Affinität zu Anglizismen hat. Ich zumindest hätte bei DEM Nachnamen meinem Laden keinen englischen Namen gegeben- Rechtschreibung hin oder her. Zumindest hätte ich mir aber die Präposition "by" verkniffen.

 

Edelfan Jörg hat in der sympathischen norddeutschen Kleinstadt Hamburg (bei Bullenhausen) diesen schönen Laden entdeckt. Man ist versucht, den drolligen Anglizismus mit "Schnittlauf" zu übersetzen:

 

Edelfan Axel entdeckte in Bremen einen Ort, an dem das Haar mal ganz entspannt herumlungern kann:

 

Ob das, was Dagmar hier in Bremen entdeckt hat, der Name des Ladens oder die Eigenbezeichnung der diensttuenden Friseurin ist, konnte nicht abschließend geklärt werden:

 

Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von der Kaiserin Angela ausging, daß alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die Dritte und geschah zu der Zeit, da sie gerade wiedergewählt war.  Und jedermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt.  Da machte sich auch auf Henning aus Großreuth, aus der Stadt Nürnberg, in das  Land zur Stadt Udes, die da heißt München. Dort fotografierte sein vertrautes Weib diesen Friseurladen, der da stark ist im Herrn:

Es birgt natürlich gewisse Risiken, sich selbst derart zu erhöhen. Denn wie heißt es in der Bibel?

"Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht" (Matthäus 23,12) Vielen Dank an Henning für den Gag!

Vielleicht ist auch der Meister nicht von seinem eigenen Können überzeugt:

"...du vermagst nicht ein einziges Haar schwarz oder weiß zu machen." (Matthäus 5,36)

Vielleicht stammt der Name des Ladens auch von der Freundin des Fiseurs, als er ihr mal ein eher eigenwilliges Kompliment machte?

"Siehe, meine Freundin, du bist schön! Siehe, schön bist du! Deine Augen sind wie Taubenaugen zwischen deinen Zöpfen. Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die gelagert sind am Berge Gilead. Deine Zähne sind wie eine Herde Schafe mit bechnittener Wolle, die aus der Schwemme kommen, die allzumal Zwillinge haben, und es fehlt keiner unter ihnen. Deine Lippen sind wie eine scharlachfarbene Schnur und deine Rede lieblich. Deine Wangen sind wie der Ritz am Granatapfel zwischen deinen Zöpfen. Dein Hals ist wie der Turm Davids, mit Brustwehr gebaut, daran tausend Schilde hangen und allerlei Waffen der Starken. Deine zwei Brüste sind wie zwei junge Rehzwillinge, die unter den Rosen weiden." (Hohelied 4.1 ff., Psalm 45.14)

 

Etwas weltlicher ist der Fund, den Dirk in Lübeck machte:

 

Edelfan Jörg aus Hamburg war in seiner Heimatstadt auf Fotosafari und hat den Lesern dieser kleinen Webpräsenz einen bunten Strauß staunenswerter Salons mitgebracht!

In diesem Laden wird Damen und Herren ein scharfes Messer zur freien Verfügung überlassen:

 

In dieser lockigen Ecke befindet sich nicht nur ein Damen- und Herrenfriseur,sondern auch ein Schritt-für-Schritt-Institut für Tanz und Bewegung:

 

 Für dieses wunderbare Beispiel eines kreativen Umgangs mit dem Namen des Inhabers in Verbindung mit einem (endlich mal) sicheren Umgang mit dem Apostroph gibt es den fraro.net-Ehrenpreis!

 

Sparsam in der Ausführung, trickreich im Wortspiel: Dieser Friseurladen in Flughafennähe!

 

Dieses Wortspiel gefällt mir besonders gut, weil es so eine gewisse intellektuelle Tiefe hat. Hier wird nicht nur etwas (ab)geschnitten, sondern die Haare werden geschnitten von A. B.- das sind nämlich die Initialen des Meisters der flotten Schere. Man bekommt sozusagen einen AB-Schnitt durch Abschnitt. Ein MUSS auf dieser kleinen Website für den zweiten Blick, die doch voller intellektueller Tiefe ist!

 

Ich bin mir wirklich unsicher, ob ich jemanden mit so eindeutig annoncierten Absichten mit einer scharfen Klinge in die Nähe meines Kopfes lassen würde...

 

Und schließlich noch das: Ich weiß nicht, ob hier Haare oder ganze S(c)höpfe feilgeboten- oder doch nur in Form gebracht werden. Vielleicht ja auch nur frisierte Devotionalien des lokalen Anbieters von Berufsfußball, dem Haar-Ess-Pfau...

 

Axel fand diesen Club in Jena (Thüringen). Dort gibt es bestimmt Pferdeschwänze.

 

Edelfan Jörg aus Hamburg war auf seinem Drahtesel wieder auf Fotosafari und hat ein besonders prachtvolles Beutestück mitgebracht: Einen Laden in welchem es keinen alten Zopf gibt (da dieser dortselbst vermutlich abgeschnitten wurde...)

 

 

Edelfan Dirk aus Lübeck hat in seiner Heimatstadt schräges entdeckt.  Das erinnert den geneigten Leser vielleicht an den alten "Ärzte"-Titel aus den 80ern: "Du kannst geh'n, aber Deine Kopfhaut bleibt hier!"

 

Auch dieses Kleinod aus der Schleswig-Holsteinischen Metropole Itzehoe verdanken wir Dirk aus Lübeck. Der Inhaber dieses Ladens kokettiert liebevoll mit dem Namen seines Geschäftssitzes...

 

Edelfan Jörg treibt es derzeit nach Gelsenkirchen (Nordrhein-Westfalen), und dortselbst fiel sein schweifender Blick auf Nicoles Wortspiel. Ob sie hier an ihrer Legehenne Leghende Geschichte arbeitet oder einfach nur legendäre englische Haare legt- auf jeden Fall ist sie so freundlich, die korrekte Aussprache ihrer Firmierung gleich mitzuliefern. Ein MUSS für den Liebhaber gehobeben Blödsinns!

 

Diese kleine Affaire habe ich selbst in Hamburg entdeckt:

 Weiter geht es mit einem weiteren Fundstück von Edelfan Dirk, der sein Jagdrevier mittlerweile nach Neumünster / Schleswig-Holstein verlegt hat.  Eben dort frisiert man Männer auf die haarte Tour:

Hintergrund dieses Wortspiels: "Haart" lautet der Name der Straße, in welcher dieser (be)haarte Bursche sein Geschäft betreibt.

Ebenfalls in Neumünster/Schleswig-Holstein fand Dirk dieses Angebot. Eine Antwort darauf, an was der Friseur außer Haaren noch Hand anzulegen anbietet- die bleibt er zumindest von außen schuldig.

 

Etwas verstörend ist die Zusendung von Rita aus Bremen (http://www.ritaapel.de). Im nördlichen Teil der sympathisch-dörflichen Hansestadt, in Vegesack fungiert dieser Haarkünstler mit Ewigkeitsanspruch. Einerseits kann es wohl (auch laut Eigenwerbung) nur einen geben- andererseits spricht das gleiche Schild aber eine Zeile tiefer im Plural von Damen und Herren. Sollte man sich hier durch sehr, sehr scharfe Messer behandeln lassen?

 

Nun ein Fundstück, daß Jens in Würzburg entdeckt hat. Kaum vorstellbar, was den potentiell der Verschönerung Bedürftigen in diesem Salon erwarten mag:

 

Im schönen Wien hingegen wird das Rundum-Wohlfühlpaket geschnürt, ebenfalls ein Fundstück von Edelfan Jens. Sicherlich eine höchst ehrbare Offerte.

...wird laufend fortgesetzt, schau bald mal wieder ein!

 


Aufruf!

Deine Lieblings-Website braucht Dich!

Du hast einen besonders ...nunja... "originellen" Friseurladen in der Nachbarschaft? Du schmunzelst im Urlaubsort vor der roten Ampel über einen Namen? Her damit! Sende ihn noch heute an:

fraro@fraro.net

oder schick mir Dein Foto per Facebook


Eine Bitte: Ich weiß, daß es hier und da im Netz schon Bilder von besonderen Prachtexemplaren der Geschäftsgebäude des Babierhandwerks gibt. Aber sende BITTE nur ein eigenes Foto ein, ich kann nicht jedes Foto prüfen- habe aber keine Lust, mich von Abmahnanwälten langweilen zu lassen.

 

Zuletzt geändert am: 06.11.2016 um 18:39

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