Ute und der Frosch

Veröffentlicht von Fraro am 04.04.2009

Ute ist unsere Nachbarin. Sie ist eine Witwe mittleren Alters. Die beste Ehefrau von allen und ich mögen sie sehr, denn sie hat viel Humor, ist sehr warmherzig und stets hilfsbereit.

Heute hat Ute Geburtstag, und wir wollten ihr ein kleines Präsent machen. Nichts prächtiges, einfach eine Kleinigkeit, über die sie sich freut. Aber was schenkt man jemandem, der eigentlich schon alles hat? Wir kamen auf einen Glasfrosch, der ein bißchen aussieht wie Jabba the Hut.

Diesen Frosch haben wir vor drei Wochen auf einer Gartenausstellung entdeckt. Es handelt sich bei dem Tier um eine eher rudimentäre Nachbildung aus von innem mit Metall bedampftem Glas. Dieses Kleinod einheimischer Glaserkunst ist innen hohl und hat einen schweren Metallfuß. Man setzt ihn z. B. in den Gartenteich, wo er aufrecht schwimmt, bis zum Bauch im Wasser.

So einen Frosch haben wir Ute gekauft. Der Plan war, ihn mit einem Schild auszustatten, auf dem "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag" steht. Sodann sollte er in einer nächtlichen konzertierten Aktion in Utes Gartenteich zu Wasser gelassen werden. Frau Nachbarin sollte die Gabe dann irgendwann entdecken und sich daran erfreuen.

Am Abend vorher haben wir also ein entsprechendes Schild gebastelt, und mitten in der finsteren Nacht bin ich dann in den Nachbargarten geschlichen, um das Tier auszusetzen. Ich hatte dunkle Sachen angezogen und schlich auf leisen Sohlen durch die Botanik.

Ich hatte allerdings nicht mit der Aufmerksamkeit des höllisch wachsamen Chow Chows "Danger" (sic!) gerechnet, der bei anderen Nachbarn lebt. Der Hund kennt mich, seit er noch eine kleine Pelzwurst von etwa doppelter Faustgröße war, und läßt sich gerne von mir kraulen und mit allerhand Naschwerk versorgen.

In dieser Nacht aber erkannte er mich nicht und fürchtete er wohl ein Kapitalverbrechen. Er schlug laut und tief bellend an und ließ sich gar nicht mehr beruhigen, schon gar nicht durch geflüsterte Kommentare wie "Danger! Ist gut! Ich bin's!". Auch seinen Spitznamen wollte er nicht hören: "HUNTI! Ich bin's doch bloß! Sei leise!" Im Gegensatz zu diesen Anweisungen wurde er immer lauter.

Weil ich befürchten mußte, daß der kleine pelzige Wächter die halbe Nachbarschaft wecken würde, habe ich eben einen Umweg gemacht zum Grundstück, auf dem der Hund lebt. Ich kraulte ihn hinter den Ohren, sprach beruhigend auf ihn ein und schon bald hatte sich das Tier von der Redlichkeit meiner Absichten und meiner Berechtigung zu nächtlichem Herumstreunen überzeugt. Er war endlich still.

Blöd nur: Die Bewohner des Hauses waren vom Alarmgeschrei ihrer Töle wachgeworden, und so stand unvermittelt der Hausherr auf der plötzlich hell erleuchteten Terasse vor mir: "Was schleichst DU hier denn mitten in der Nacht herum?"

Ich weiß nicht, was er in dem Moment dachte, aber ich habe allen Ernstes geantwortet:

"Ich bringe bloß einen Frosch in Utes Teich!"

...

 

Zuletzt geändert am: 05.04.2009 um 21:33

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